Braucht es noch Therapie?

von | Mai 1, 2025

Braucht es noch Therapie?

In der heutigen, modernen Pferdehaltung und -medizin stellt sich die Frage: Ist eine gezielte Therapie für Pferde überhaupt noch notwendig? Gerade in einer Zeit, in der viele alternative Ansätze und Esoterik im Raum stehen, ist es wichtig, sich auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu stützen. Hier möchte ich dir einen Überblick geben, warum und welche therapeutischen Maßnahmen für Pferde nach wie vor eine Rolle spielen.

Zu viel oder zu wenig Belastung

Die meisten Pferde bewegen sich entweder in dem einen oder dem anderen Extrem.

Pferde, die im Sport oder im vermeintlichen Sport eingesetzt werden, sind hohen physischen Belastungen ausgesetzt. Intensive Trainingseinheiten, Wettkämpfe und tägliche Arbeit mit sich immer wiederholenden Bewegungsabläufen können zu Muskelverspannungen, Fehlbelastungen und Verletzungen führen. Ebenso wie Boxenhaltung und zu wenig freie Bewegung.

Auf der anderen Seite stehen eine menge „Freizeitpferde“, im wahrsten Sinne des Wortes. Viel zu wenig Bewegung, Übergewicht und kein angepasstes Training. Unter der Woche kaum Belastung für den Pferdekörper, dafür am Wochenende dann ein langer Ausritt.

Beide Extreme sind natürlich absolut schädlich für die Pferde.

 

Dann also Therapie

Wenn es den Pferden dann schlecht geht, werden Therapeuten hinzugezogen. Prinzipiell finde ich es sehr gut, dass man einen anderen Menschen auf das eigene Pferd gucken lässt. Denn schnell wird man betriebsblind und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Aber in der heutigen Zeit gibt es leider viele Angebote, die sich auf esoterische oder pseudowissenschaftliche Methoden stützen. Diese Ansätze sind nicht evidenzbasiert und können im schlimmsten Fall sogar schädlich sein. Es ist wichtig, bei therapeutischen Maßnahmen auf wissenschaftlich fundierte Methoden zu setzen, die durch Studien belegt sind.

Das ist zum Einen die moderne Tiermedizin, die nach klaren wissenschaftlichen Prinzipien arbeitet, um das Wohl der Tiere zu sichern aber auch Therapeuten, die auf Forschung und wissenschaftliche Erkenntnisse setzen – im Gegensatz zu unbewiesenen Theorien, die oft mehr auf Glauben als auf Fakten basieren.

Was sind Red Flags bei Therapeuten?

  • Heilsversprechen
  • möchten nicht mit anderen zusammenarbeiten
  • haben etwas dagegen, wenn du eine zweite Meinung einholen möchtest
  • arbeiten mit nicht evidenzbasierten Methoden
  • können dir nicht erklären, was sie am Pferd machen
  • gehen über die Schmerzgrenze des Pferdes „der muss da durch“

Was kann Therapie leisten?

  • Eine erste Linderung von Schmerzen. Diese ist jedoch kurzfristig und es bedarf der Behebung der Ursachen der Schmerzen.
  • In Kombination mit Tierärzt:innen: Ursachenforschung
  • Mobilisation oder Stabilisation des Pferdes.
  • Unterstützung bei und Umsetzung von Reha-Maßnahmen nach Verletzungen, OPs, etc.
  • einen gemeinsamen Plan mit Besitzer:innen entwickeln, damit es dem Pferd (wieder) gut geht

Das Wohlbefinden

Hängt nicht nur vom Körper ab. Neben physischen Problemen spielen auch psychische Faktoren eine große Rolle. Stress, Angst, Langeweile oder mangelnde soziale Kontakte können sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Therapeutische Maßnahmen, die auf das psychische Wohlbefinden abzielen, wie artgerechte Haltung, Beschäftigung und vertrauensvolle Mensch-Tier-Beziehungen, sind daher unverzichtbar. Es ist wissenschaftlich belegt, dass ein ausgeglichenes Umfeld und positive Interaktionen die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Pferde fördern.

Daher kann in meinen Augen Therapie nur in Kombination mit angepasstem Training die volle Wirkung entfalten. Pferde brauchen viel (freie) Bewegung. Dies ist der Schlüssel zum Wohlbefinden, denn Bewegung ist Leben.

Berenike

Pferd-Mensch-Trainerin und Pferdeosteopathin aus Leidenschaft

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