LIMA

von | Nov. 14, 2023

LIMA

Was ist LIMA?

LIMA ist ein Akronym und steht für den Ausdruck „Least Intrusive, Minimally Aversive“. Also „am wenigsten aufdringlich, minimal aversiv“.

LIMA beschreibt ein System an dem sich Trainer:innen oder Verhaltensberater:innen orientieren, um im Training die am wenigsten invasive, minimal aversive Strategie einzusetzen, die dennoch wahrscheinlich zum Erreichen eines Trainings- oder Verhaltensänderungsziels führt.

LIMA rechtfertigt nicht den Einsatz von Bestrafung (positiver Strafe) anstelle anderer wirksamer Möglichkeiten. In den meisten Fällen kann eine gewünschte Verhaltensänderung erreicht werden, indem man sich auf die Umgebung des Tieres, sein körperliches Wohlbefinden und auf operante und klassische Interventionen wie Verstärkung eines alternativen Verhaltens, Desensibilisierung und Gegenkonditionierung konzentriert.

Positive Verstärkung und Verstehen des Lernenden

Positive Verstärkung sollte beim Training das erste Mittel der Wahl sein, wenn ein Verhalten aufgebaut oder verändert werden soll. Positive Verstärkung wird mit dem geringsten Auftreten von Aggression, Aufmerksamkeitssuche, Vermeidung und Angst bei Lernenden in Verbindung gebracht.

Nur die/der Lernende (egal ob Mensch oder Tier ;)) bestimmt, was verstärkend wirken kann. Meistens wird im Training mit Tieren mit Futterlob gearbeitet, da es sich als effektivste Methode herausgestellt hat. Dennoch ist sowohl die Lernumgebung als auch der Verstärker in jeder Trainingssituation neu zu bewerten. Der Maßstab für jeden Stimulus ist, ob das Zielverhalten des Lernenden verstärkt oder geschwächt wird, hier gelten nicht die Vorlieben der Trainer:innen.

Vorbeugung von Missbrauch

LIMA soll helfen den Missbrauch und die potenziellen Auswirkungen von unangemessener, schlecht angewandter und unmenschlicher Bestrafung, sowie von übermäßig restriktiven Managementstrategien zu verhindern. Zu den möglichen Auswirkungen von Bestrafung gehören Aggression oder Gegenaggression, unterdrücktes Verhalten (was Trainer:innen daran hindert, das Tier angemessen lesen zu können), verstärkte Angst und Furcht, körperliche Schäden, eine negative Assoziation mit Besitzer:innen, verstärktes unerwünschtes Verhalten und neue, unerwünschte Verhaltensweisen.

Wahlmöglichkeit und Kontrolle für die Lernenden

Die LIMA-Richtlinien verlangen, dass Trainer:innen den Lernenden immer so viel Kontrolle und Wahlmöglichkeiten wie möglich bieten. Hier geht es also auch darum Autonomie und Selbstbestimmung zuzulassen und auch ein Nein zu akzeptieren. Jedes Individuum soll mit Respekt und Bewusstsein für die individuelle Natur, Vorlieben, Fähigkeiten und Bedürfnisse behandelt werden.

Was soll das Tier tun?

Statt sich darauf zu konzentrieren, was das Tier nicht tun bzw. lassen soll, wird sich bei LIMA auf die Verstärkung gewünschter Verhaltensweisen fokussiert. Immer mit der Fragestellung: „Was soll das Tier tun?“ Wenn man sich beim Training auf Bestrafung verlässt, beantwortet man diese Frage nicht und bietet dem Tier daher kein akzeptables Verhalten, das es lernen könnte, um das unerwünschte Verhalten zu ersetzen.

Hierarchie der Verfahren für eine humane und wirksame Praxis

Zweck

Diese Hierarchie dient als Leitfaden für die Entscheidungsfindung beim Training. Sie kann von Trainer:innen, Besitzer:innen, Therapeut:innen gleichermaßen verwendet werden.

Gesundheitliche, ernährungsbedingte und körperliche Faktoren: Ggf. medizinische, ernährungsbedingte oder gesundheitliche Faktoren abklären lassen. Hierzu gehört auch die Haltung des Tieres.

Vorbedingungen/ Rahmenbedingungen: Gestalte die (Lern-)Umgebung neu, änder die Motivation oder schau ob du diskriminierende Reize (Cues: Sichtzeichen, Hörzeichen, Kommanndos) hinzufügen oder entfernen kannst, um das Auftreten unerwünschter oder erwünschter Verhaltensweisen weniger/mehr wahrscheinlich zu machen.

Positive Verstärkung: Anwendung von positiver Verstärkung (z.B. Futterlob), damit erwünschtes Verhalten belohnt und somit häufiger gezeigt wird.

Verstärkung von Alternativverhalten: Verstärke ein akzeptables Ersatzverhalten und entferne den aufrechterhaltenden Verstärker für das Problemverhalten.

Negative Bestrafung, negative Verstärkung oder Auslöschung (keine bestimmte Reihenfolge):
Negative Bestrafung – Gelegentlicher Entzug eines positiven Verstärkers, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass das Problemverhalten auftritt.
Negative Verstärkung – Wegnehmen eines aversiven Reizes, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass das richtige Verhalten auftritt.
Extinktion/Auslöschung – Dauerhafte Entfernung des aufrechterhaltenden Verstärkers, um das Verhalten zu unterdrücken oder es auf das Ausgangsniveau zu reduzieren.

Positive Strafe: Abgabe einer aversiven Konsequenz, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass das Problemverhalten auftritt.

Berenike

Pferd-Mensch-Trainerin und Pferdeosteopathin aus Leidenschaft

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