Angst im Training
Was nicht hilft!
Das Verhalten des Pferdes persönlich nehmen. Zeigt ein Pferd Angst, ist es weder bockig noch stur oder macht es gar mit Absicht.
Aussacken – eine leider noch viel zu verbreitete Methode. Beim Aussacken wird das Pferd entweder angebunden (empfinde ich als tierschutzwidrig) mit diversen angstauslösenden Reizen konfrontiert/ angetatscht oder behangen oder es ist dabei am Strick. So oder so, es kann nicht weg von den Reizen.
Flooding – Das Pferd wird so lange mit dem Angst auslösenden Reiz konfrontiert, bis es aufgibt. Dann wird der Reiz weggenommen. Hierbei wird das Stillstehen des Pferde fälschlicherweise mit Entspannung gleichgesetzt. Man kann hier eher von Einfrieren oder nach ein paar malen von erlernter Hilflosigkeit sprechen.
Negative Verstärkung – diese traniert leidglich Gehorsam, schafft aber kein Vertrauen
Gewalt jeglicher Art – Hat nichts im Pferdetraining zu suchen und hilft Pferden nicht, weniger Angst zu haben.
Was hilft!
Sich bei allem, was man anwendet immer wieder LIMA vor Augen zu führen.
Bei plötzlich auftretenden Reizen:
- Eigene Interpretaion des Pferdeverhaltens prüfen –> Verhalten nicht persönlich nehmen
- Eigene Wahrnehmung mit der des Pferdes abgleichen –> denk dran, die Wahrnehmung des Pferdes unterscheidet sich von unserer
- Atmen –> Selbstregulation hilft dann auch dem Pferd
- Pferd gucken lassen
- Abstand zum angstauslösenden Reiz, wenn möglich, vergrößern (geordneter Rückzug)
- Hochwertig belohntes Alternativverhalten abfragen und dann belohnen
- ggf. Grasen lassen –> beruhigt

Gruselige Sachen trainieren:
- das Pferd den gruseligen Reiz selbstbestimmt, im eigenen Tempo, unterstützt duch positive Verstärkung, erkunden lassen! –> wenn Training so gestaltet wird, hilft es auch in plötzlichen Schrecksituationen, weil das Pferd gelernt hat, dass es sich lohnt gruseliges anschauen zu gehen
- sich dem Reiz eher in Schlangenlinien nähern, sodass das Pferd von beiden Augen Informationen bekommen kann
- immer wieder das Pferd stehen, sehen, riechen, hören lassen
- nie über die Panikschwelle gehen!
- manchen Pferden hilft es, wenn der Mensch vorgeht
- die natürliche Neugierde der Pferde nutzen und sich freuen, wenn das Pferd alles untersuchen möchte
- Scent-Work nutzen (Geruchsarbeit)
- andere, schon sichere Pferde in die Arbeit mit gruseligen Dingen mitnehmen
- Alternativverhalten abfragen und belohnen (z.B. ein Nasentarget)
- etc.
- und bei allem das Atmen und die eigene Entspannung nicht vergessen 😉
Quellen:
Jones, Janet L.: Horse Brain – Human Brain. Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft – Wie Pferd & Mensch denken, fühlen, handeln. Stuttgart. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co.KG. 2022.
Berenike
Pferd-Mensch-Trainerin und Pferdeosteopathin aus Leidenschaft
