Angst im Training – Was hilft

von | Nov. 14, 2023

Angst im Training

Was nicht hilft!

Das Verhalten des Pferdes persönlich nehmen. Zeigt ein Pferd Angst, ist es weder bockig noch stur oder macht es gar mit Absicht.

Aussacken – eine leider noch viel zu verbreitete Methode. Beim Aussacken wird das Pferd entweder angebunden (empfinde ich als tierschutzwidrig) mit diversen angstauslösenden Reizen konfrontiert/ angetatscht oder behangen oder es ist dabei am Strick. So oder so, es kann nicht weg von den Reizen.

Flooding – Das Pferd wird so lange mit dem Angst auslösenden Reiz konfrontiert, bis es aufgibt. Dann wird der Reiz weggenommen. Hierbei wird das Stillstehen des Pferde fälschlicherweise mit Entspannung gleichgesetzt. Man kann hier eher von Einfrieren oder nach ein paar malen von erlernter Hilflosigkeit sprechen.

Negative Verstärkung – diese traniert leidglich Gehorsam, schafft aber kein Vertrauen

Gewalt jeglicher Art – Hat nichts im Pferdetraining zu suchen und hilft Pferden nicht, weniger Angst zu haben.

Was hilft!

Sich bei allem, was man anwendet immer wieder LIMA vor Augen zu führen.

Bei plötzlich auftretenden Reizen:

  • Eigene Interpretaion des Pferdeverhaltens prüfen –> Verhalten nicht persönlich nehmen
  • Eigene Wahrnehmung mit der des Pferdes abgleichen –> denk dran, die Wahrnehmung des Pferdes unterscheidet sich von unserer
  • Atmen –> Selbstregulation hilft dann auch dem Pferd
  • Pferd gucken lassen
  • Abstand zum angstauslösenden Reiz, wenn möglich, vergrößern (geordneter Rückzug)
  • Hochwertig belohntes Alternativverhalten abfragen und dann belohnen
  • ggf. Grasen lassen –> beruhigt

Gruselige Sachen trainieren:

  • das Pferd den gruseligen Reiz selbstbestimmt, im eigenen Tempo, unterstützt duch positive Verstärkung, erkunden lassen! –> wenn Training so gestaltet wird, hilft es auch in plötzlichen Schrecksituationen, weil das Pferd gelernt hat, dass es sich lohnt gruseliges anschauen zu gehen

 

  • sich dem Reiz eher in Schlangenlinien nähern, sodass das Pferd von beiden Augen Informationen bekommen kann
  • immer wieder das Pferd stehen, sehen, riechen, hören lassen
  • nie über die Panikschwelle gehen!
  • manchen Pferden hilft es, wenn der Mensch vorgeht
  • die natürliche Neugierde der Pferde nutzen und sich freuen, wenn das Pferd alles untersuchen möchte
  • Scent-Work nutzen (Geruchsarbeit)
  • andere, schon sichere Pferde in die Arbeit mit gruseligen Dingen mitnehmen
  • Alternativverhalten abfragen und belohnen (z.B. ein Nasentarget)
  • etc.
  • und bei allem das Atmen und die eigene Entspannung nicht vergessen 😉

Quellen:

Jones, Janet L.: Horse Brain – Human Brain. Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft – Wie Pferd & Mensch denken, fühlen, handeln. Stuttgart. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co.KG. 2022.

https://www.babette-teschen.de/gewalt-an-pferden/ 2023

https://www.wege-zum-pferd.de/2008/06/24/das-aussacken-oder-wie-man-pferde-besser-nicht-an-neues-gewohnt/ 2023

https://www.motionclick.de/netzwerk-initiative/das-motionclick-netzwerk-initiative-fuer-gewaltfreies-pferdetraining-leitlinien/ 2023

Berenike

Pferd-Mensch-Trainerin und Pferdeosteopathin aus Leidenschaft

Suchst Du noch weitere interessante Beiträge?

Gerätetraining

Gerätetraining

Das Gerätetraining mit Wippe und Co. wird immer bekannter und immer beliebter.
Welche Vorteile bringt diese Art von Training? Wann darf ich das Training vielleicht nicht machen? Welche Geräte sind eigentlich gut und sicher?
Antworten auf diese Fragen findest du im Blog-Beitrag.

mehr lesen
Dominanz und Respekt

Dominanz und Respekt

Es ist traurig, dass man immer noch über dieses Thema schreiben und sprechen muss. Doch leider ist in so vielen Köpfen immer noch die Mär vom „dominanten“ und respektlosen Pferd.
Doch können Pferde uns gegenüber wirklich dominant und respektlos sein? Oder sind dies zur Zuschreibungen, die wir treffen?

mehr lesen
LIMA

LIMA

LIMA ist ein Akronym und steht für den Ausdruck „Least Intrusive, Minimally Aversive“. Also „am wenigsten aufdringlich, minimal aversiv“.

LIMA beschreibt ein System an dem sich Trainer:innen oder Verhaltensberater:innen orientieren, um im Training die am wenigsten invasive, minimal aversive Strategie einzusetzen, die dennoch wahrscheinlich zum Erreichen eines Trainings- oder Verhaltensänderungsziels führt.

mehr lesen