Angst im Training II
Neben dem Sehen hat das Pferd natürlich auch noch andere Sinne, die beim Thema Angst eine Rolle spielen.
Auch wenn viel über den Sehsinn läuft, sollte weder das Gehör eines Pferdes noch sein Geruchssinn unterschätzt werden.

Die Wahrnehmung des Pferdes – Gehör
Bezüglich des Hörvermögens des Pferdes können ebenso wie beim Menschen unterschiedliche Facetten betrachtet werden.
Die Lautstärke, gemessen in Dezibel (dB), ist ein Teil des Hörvermögen. Nach aktuellem Stand der Forschung ist das leiseste Geräusch, was ein Pferd hören kann, ca. 7dB „laut“. Das entspricht dem Geräusch eines ruhig atmenden Menschen.
Die Tonhöhe und Frequenz eines Geräusches hat auch einen Einfluss auf das Gehör unseres Pferdes. Pferde hören ungefähr in einem Bereich von 55 bis 33.500Hz. Sie können somit noch das Ultraschallgeräusch einer Fledermaus wahrnehmen oder eine „geräuschlose“ Hundepfeife.
Sollte das Pferd also beim Ausreiten stoppen, hat es vermutlich in einem hochfrequenten Tonbereich etwas gehört, was unser menschliches Gehör nicht wahrnehmen kann. Daher bleiben viele Pferde stehen, um Geräusche wie Hufgeklapper, quietschender Sattel, etc. abzuschalten und besser hören zu können. Auf der Koppel unterbrechen sie auch das Fressen, damit Geräusche nicht von ihrem Kauen übertönt werden.
Für die Verabeitung von Geräuschen ist das Gehirn zuständig. So werden aus Geräuschen Informationen zu Kommandos, Emotionen, Umweltlauten, Tiergeräusche und vorallem eine gute Ausdifferenzierung dieser.
Für das Pferd außerdem wichtig ist die Lokalisation eines Geräusches. Dies funktioniert nicht ganz so gut wie bei einem Menschen, für das Pferd in Kombination mit dem guten peripheren Sehen und dem Geruchsinn allerdings kein Problem.
Die Wahrnehmung des Pferdes – Geruch und Geschmack
Pferde nutzen für ihren Alltag den Geruchs- und Geschmackssinn. Uns fällt es häufig nicht auf, da diese beiden Sinne in unserem menschlichen Alltag keine so große Priorität haben.
Wenn man Pferde lässt haben sie eine riesige Freude daran ihr Umgebung zu erschnuppern. Sie nehmen dabei nicht nur über Geruchsproben von Äppeln und Urin informationen auf. Auch aus der Luft können sie viele Informationen ziehen: wo es Wasser gibt, wo sich eventuelle Feinde aufhalten, wann andere Pferde vor Ort waren und welche Pferde es waren, ob ein Mensch bekannt oder fremd ist, generell ob Gerüche an z.B. der Satteldecke oder Kleidung neu sind, in welche Richtung eine Duftspur geht etc.
Viele Interaktionen zwischen Pferden laufen über den Geruchssinn ab. Ebenso spielt der Geruchssinn für die Nahrungsaufnahme eine große Rolle.
Darüber hinaus gewinnen Pferde über ihren Geruchssinn auch ganz viel Sicherheit. Daher ist es äußerst wichtig neben natürlich Fohlen und Jungtieren auch erwachsene Pferde an allem schnuppern zu lassen.
Der Geschmack ist sehr eng mit dem Geruchssinn verbunden und spielt natürlich eine große Rolle bei der Nahrungsaufnahme.
Quellen:
Jones, Janet L.: Horse Brain – Human Brain. Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft – Wie Pferd & Mensch denken, fühlen, handeln. Stuttgart. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co.KG. 2022.
Berenike
Pferd-Mensch-Trainerin und Pferdeosteopathin aus Leidenschaft
